RAHMENVISIONEN

Kanada 2015, Tag 4: Frühstück am See

So langsam war man drin im neuen Rhythmus. Wir wachten zwar früh auf aber diesmal zu einer halbwegs menschlichen Uhrzeit. Und die nächste Hürde war genommen. Was hatten wir uns im Vorfeld für Gedanken gemacht, wie uns bzw. unseren Rücken das Bett im Camper bekommen würde. Alles null Problemo. Noch bevor in den anderen Wagen Leben oder Licht zu sehen war, taperten wir gemeinsam über den Campingplatz zum Waschhaus. Es war herrlich ruhig. Ein Squirrel, das kanadische Model eines Eichhörnchens, quikte hoch oben in den Bäumen. Die Sonne war noch nicht aufgegangen um 5:30h aber die Dämmerung war hell genug, so dass wir alles drumherum gut erkennen konnten. Nach einer Katzenwäsche ging es zurück zum Camper. Auf dem Rückweg machten wir einen kurzen Abstecher runter zum Fraser River, der direkt am Campground entlang lief. Welch Idylle. Zum Frühstück sollte es nur einen schnellen Kaffee und einen Müsliriegel auf die Hand geben. Richtiges Frühstück war gute 170km später direkt am See, am Lac Le Jeune geplant. Bis alle abfahrbereit waren dauerte es noch eine Weile, so dass genug Zeit blieb, um noch eine Fotosession am Fluss einzuschieben. Dann hieß es „Aufsitzen!“. Der Tross setzte sich wieder in Bewegung und durchquerte ein letztes mal Hope. Andreas hatte uns gestern beiläufig erzählt, dass hier in Hope der erste Teile der Rambo-Filme gedreht wurde. Wenn man den Film noch vor Augen hatte, konnte man den ein oder anderen Straßenzug wiedererkennen. Hatte ich aber leider nicht. Zu lange her, dass ich mir dieses Meisterwerk des Actionfilms angesehen hatte. Ab auf die To-do-Liste für zu Hause damit.

Der Highway Nummer 5 Richtung Norden brachte uns zum Lac Le Jeune. Wir genossen auf der Fahrt dorthin wieder die endlose Landschaft, die an uns vorbeizog. Dank der gemütlichen Reisgeschwindigkeit von max. 100km auf kanadischen Autobahnen konnte man auch als Fahrer die Eindrücke auf sich wirken lassen. Es war kurz vor 10 Uhr als wir unsere Wohnmobile auf den Parkplatz am See der Reihe nach einparkten. Ein herrlicher Platz um die erste Mahlzeit des Tages einzunehmen. Wurde aber auch Zeit, so’n Riegel hält ja nicht ewig. Also schnell Kaffee gekocht und alle notwendigen Utensilien nach draußen geschleppt. Jeder fand auf der Wiese vor dem Seeufer einen Tisch und dann wurde erstmal ausgiebig gefrühstückt. Die Sonne bahnte sich den Weg durch den Dunst und so störte auch der Wind nicht wirklich. Frühstück in Kanada am Lac Le Jeune. Toll! So konnte es weitergehen. Weiter ging’s aber erst nach ein paar Stunden. Die Frühstückspause wurde auf fast 3 Stunden ausgedehnt, so dass man nach der Nahrungsaufnahme noch genug Zeit für einen Spaziergang am Flussufer und auf dem nahegelegenen Bootssteg hatte.

Dann sollte der längste Teil unserer heutigen Etappe anbrechen. Unser Ziel des heutigen Tages hieß Revelstoke und lag ca. 250km vom Frühstückssee entfernt. So verließen wir den Lac Le Jeune Provincialpark auf dem Highway nördlich Richtung Kamloops um von dort weiter entlang des Thomson River die Stadt Revelstoke anzupeilen. Und als wir so über den Highway cruisten kam plötzlich von vorne die hektische Meldung über Funk: „Schwarzbär auf der rechten Seite am Straßenrand!“. Wow! Die Kameras lagen sowieso die ganze Fahrt über griff- und einsatzbereit auf dem Armaturenbrett und Dani wusste was zu tun war. Schnell das Fenster runtergelassen und zielen. Da stand er. Neugierig am Hang. Und.. Feuer frei! Eine Salve von Auslösungen ratterte durch die Kamera und der erste Bär war im Kasten. Ein toller Moment. Etwa eine halbe Stunde später wurde es Zeit für eine Pause. Andreas fuhr mit uns vom Highway ab und steuerte auf eine Parkmöglichkeit an einem See zu. Als wir ausstiegen, war es wärmer als gedacht. Es war sogar eher heiß. Die Aussicht an diesem See war leider wieder getrübt. Dichter Rauch von Waldbränden, wo auch immer sie genau loderten, zogen über die Landschaft hinweg. Das einzige Thema dieser Pause war natürlich die Bärensichtung und die damit verbundene Fotoausbeute. Unser Vorteil: Als letzter Wagen hatten wir ausreichend Zeit zur Vorbereitung auf den entscheidenen Moment.

Gegen 16h schlug unser Konvoi in Revelstoke auf und Andreas leitete uns durch ein Wohngebiet zu einer Querstraße in der wir alle gut mit unseren großen Schiffen parken konnten. Eine kurze Stippvisite des kleinen Städtchen stand auf dem Plan. Zunächst wollte Andreas aber mit uns die Pässe für die Nationalparks in Kanada besorgen. Diese Pässe gelten pro Fahrzeug und berechtigen dann 1 Jahr lang zum Besuch der Nationalparks in Kanada. Die Hälfte der Gruppe ging bei Parks Canada mit rein, um einen Pass zu erwerben, der Rest wartete draußen. Der Kauf zog sich für deutsche Verhältnisse etwas in die Länge, aber es wurde nicht gemurrt. Dann schlenderten wir gesammelt in die Innenstadt. Naja, eher Innenstädtchen oder vielleicht sogar nur eine Innenstraße. Sehr übersichtlich das ganze. Wir starteten wieder in unserer kleinen Gruppe: die Mädels durchstöberten ein paar kleine Geschäfte, die Männer zogen mit den Fotoapparaten um die Häuser. Am Ende traf man sich zu Getränken und kostenlosem WLAN an einem Cafe. Garniert wurde das ganze mit 2 leckeren Kugeln Eis vom Laden gegenüber. Gegen 18 Uhr sammlte sich die gesamte Gruppe wieder und marschierte zurück zu den Wohnmobilen. Wir fuhren dann noch ein paar Kilometer aus der Stadt raus und schlugen dann um 18:30h unsere Zelte am Williamson Lake Campground auf bzw. stellten unsere Camper der Reihe nach ab.

Dass 10 große Wohnmobilen gleichzeit auf einem Campingplatz einfallen war wohl auch in Kanada irgendwie nicht normal. Das konnte man zumindest an den Gesichtern der bereits anwesenden Leute ablesen. Nachdem wir in Hope auf dem Campingplatz völlig ohne externer Versorgung standen, wurden uns hier full-hooked-Plätz zugeteilt, also mit Strom, mit Wasser und mit Dumploch, um Abwasser lsozuwerden. Auf Empfehlung von Andreas schlossen wir nur Strom aber kein Wasser an. Unser Wassertank war eh noch fast voll und konnte jederzeit wieder aufgefüllt werden, aber wir sollten dem beständigen Druck der dann angeschlossenen Wasserleitung lieber nicht vertrauen. Im schlimmsten Fall könnte das Wohnmobil unter Wasser gesetzt werden. Das braucht ja kein Mensch.

Ursprünglich hatten wir geplant ein ordentliches Stück Fleisch auf den Grill zu schmeissen und dementsprechend hatten wir morgens bereits unsere Portionen zum Auftauen rausgelegt. Auf grund der bestehenden hohen Waldbrandgefahr war allerdings Feuermachen auf dem Campingplatz verboten. Also mussten wir kurzfristig umdisponieren und die haushaltsüblichen Pfannen zum Einsatz bringen. So verabredeten wir die Grillparty an den Camper eines befreundeten Pärchens. Zuvor aber war noch Duschen angesagt. Als Dani von ihrem Duschhausausflug zurück kam, hieß es nur:“Achtung! Es ist Bärenalarm!“ WHAT!?!?!?! Wie jetzt? Hier auf unserem Campingplatz? Krass! OK, mit solchen Meldung muss man in Kanada wohl rechnen. Wirklich zu Gesicht bekamen wir Meister Petzt aber nicht. Wahrscheinlich auch besser so. Nachdem sich die erste Aufregung auf Grund der sich natürlich schnell ausbreitenden Meldung gelegt hatte, packten wir alle nötigen Essensachen in unseren Rucksack, nahmen den Rest in die Hand und stiefelten ein paar Camper weiter, wo bereits die Pfannen heiß liefen.  Der Gasherd befeuerte 2 Pfannen und gab sich dann alle Mühe unsere Fleischbrocken zu braten. Dies gelang auch, dauerte aber natürlich etwas länger. Aber Hauptsache es schmeckte und 4 Leute wurden auch gut satt. Anschließend war Gemeinschaftsspülen am Duschhaus angesagt. Später, als es schon dunkel wurde, versammlte sich fast die gesamte Gruppe draußen zwischen zwei Campern. Hier kamen dann auch erstmalig unsere faltbaren Campingstühle zum Einsatz, die wir uns zusätzlich von CanaDream geliehen hatten. Mit praktischem Getränkehalter in der Armlehne und großem Ahornlogo auf dem Rückenteil. Sehr stylisch. Es wurde abends draußen doch recht schnell frisch und wärmendes Feuer war ja leider verboten. Das ein oder andere alkoholische Getränk wurde aber trotzdem noch getrunken bevor es hieß: „Gute Nacht, Revelstoke!“

Morgens in Hope

Morgens in Hope

Der Sonne entgegen

Der Sonne entgegen

Der erste Bär!

Der erste Bär!

Kanadagänse

Kanadagänse

Der Parkplatz gehört uns

Der Parkplatz gehört uns

Steg am Lac Le Jeune

Steg am Lac Le Jeune

Stadtansicht, Revelstoke

Stadtansicht, Revelstoke

Geschäfte, Revelstoke

Geschäfte, Revelstoke

Williamson Lake

Williamson Lake

Bärenwarnung

Bärenwarnung

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