Erwartungsgemäß war die Nacht dank Jetlag recht kurz. Ab ca. 4 Uhr wollte der Kopf noch eine Mütze voll Schlaf nehmen aber der Körper lief, der inneren Uhr folgend, schon auf höheren Touren, so dass an Schlaf nicht mehr wirklich zu denken war. Ein paar Drehungen und erfolglose Einschlafversuche später half nur noch der Griff zur TV-Fernbedienung. Dann wenigstens mal reinschauen, was die Stadt und das Land heute morgen so beschäftigte. Kurze Zeit später bemerkte ich, dass sich draußen eine viel bessere Show anbahnte. Die Morgenröte drang durch einen schmalen Spalt unserer ansonsten lichtdichten schweren Vorhänge. Ich sprang schnell aus dem Bett und griff zur Kamera. Draußen auf dem Balkon war der Sonnenaufgang schon in vollem Gange und zauberte ein fantastisches Licht über Richmond. Die ersten vielversprechenden Aufnahmen waren schnell im Kasten. Anschließend machten wir uns fertig und genossen unser Frühstück unten im kleinen Hotelrestaurant.
Nach der ersten Stärkung des Tages wollten wir wieder per Hotel-Shuttlebus zum Flughafen, um von dort erneut den Skytrain die die Stadt zu nehmen. Der Busfahrer erkannte uns wieder. Er hatte uns gestern nach unserer Ankunft vom Flughafen zum Hotel gefahren. Ein sehr netter und zuvorkommender Zeitgenosse. So machte er uns kurz nach Fahrtantritt darauf aufmerksam, dass er uns eigentlich gar nicht so nebenbei kostenlos zum Flughafen fahren dürfte. Dafür war ein Gutschein vom Hotel notwendig. Komisch, das kannten wir so gar nicht. Auf jeden Fall war eine Lösung für das kleine Problemchen schnell gefunden: Er ließ uns einfach spontan in der Nähe der nächsten Skytrain-Station auf offener Strecke aussteigen. Dafür bedankten wir uns mit einem Extra-Trinkgeld bei ihm.
Der Fußweg zur Station Bridgeport dauerte nur 5 Minuten. Von dort nahmen wir den unbemannten Skytrain bis zur Station Yaletown in der Nähe vom False Creek, dem Meeresarm, der bis in die Stadt hineinreicht. Wir schlenderten gemütlich am Creek entlang Richtung Granville Island. Ein Besuch der berühmten Halbinsel von Vancouver mit ihren tollen Markthallen und Geschäften gehört für uns einfach zum Pflichtprogramm. Wir ließen uns per AquaBus übersetzten und dann entlang der Läden einfach treiben. Überall gab es wieder interessante Sachen zu entdecken.
Wir erweiterten etwas den Radius und gelangten so zum ersten Mal in den nahegelegenen Ron Basford Park. In der Mitte erhob sich ein Hügel, gespickt mit einer großen Kanada-Flagge. Von hier oben hatte man einen schönen Blick auf die Skyline der Stadt.
Anschließend setzten wir wieder mit dem Wassertaxi zurück auf die Promenade und stiefelten weiter zum English Bay Beach. Vorbei am prominenten Inukshuk (Steinfigur in Menschenform) liefen wir noch ein ganzes Stück die Denman Street Richtung Hafen entlang. Am Ende liehen wir uns Fahrräder an einem der dort ansässigen Verleih-Shops.
Wir hatten uns vorgenommen, den ganz in der Nähe liegenden Stanley Park etwas ausgiebiger zu erkunden. Umrundet hatten wir den Park bereits in den letzten beiden Jahren. Diesmal war es Zeit für das Innenleben. So erreichten wir etwas später den Prospect Point Lookout. Ein Aussichtspunkt am Rande des Parks von wo aus man einen schönen Blick auf die Lions Gate Bridge bekommt.
Ein paar Fotos später düsten wir mit unseren Rädern schon wieder weiter durch den Park. Die Zeit verging wie immer viel zu schnell. Zum Entschleunigen nahmen wir die direkte Abfahrt Richtung Strand. Wir stellten die Räder in den Sand und schlenderten zum Wasser. Hier war ganz schön was los am Third Beach. Überall sonnten sich die Leute oder spielten Ball mit ihren Kindern. Wir sahen dem bunten Treiben in Ruhe ein wenig zu und genossen einfach dort zu sein. Dann wurde es auch schon wieder Zeit, die Räder zurück zu bringen. 2 Stunden sind einfach nichts.
Vom Fahrradverleih aus setzten wir unsere Tour zu Fuß entlang des Hafens fort bis wir schließlich, am Flight Center vorbei, das Canada Place Gebäude erreichten. Hier genehmigten wir uns erstmal einen amtlichen Eisbecher. Anschließend unternahmen wir noch einen Abstecher nach Gastown. Auf den akustischen Ausbruch der berühmten Dampfuhr warteten wir aber nicht mehr.
Gegen 20 Uhr erreichten wir wieder unser Hotel in Richmond. So ein ganzer Tag auf den Beinen schlauchte ganz schön. Insgesamt waren wir fast 20km gelaufen. Dazu noch 2 Stunden mit dem Rad. Und der Jetlag nahm sich auch noch ein ganzes Stück vom Energievorrat. So fielen wir ziemlich zeitig ins Bett. Wohlwissend, dass unsere Reise morgen dann richtig losgehen würde. Mit der entsprechenden Vorfreude knipsten wir das Licht aus. Gute Nacht,Vancouver!