Letzter Tag in Banff. Das Wetter am Morgen war immer noch mau aber wir hatten noch einiges vor und ließen uns die Stimmung wie immer nicht vermiesen. Eines der touristischen Highlights im Banff Nationalpark stand heute auf dem Programm: Lake Louise. Zuvor steuerten wir aber den in der Nähe liegenden Moraine Lake an. Die Fahrt vom Campground bis zum Parkplatz am See dauerte etwas über 1 Stunde. Als wir ausstiegen, entluden die tiefhängenden Wolken etwas Schneeregen über uns. So sieht also der kanadische Sommer aus. Outdoor-Herz, was willst du mehr!? Wir stiefelten gemeinsam eine Anhöhe an der nördlichen Seite des Sees empor und hatten von dort aus einen wunderbaren Blick über den See. Die besondere Farbe des Wassers fesselte den Blick immer wieder auf’s neue. Nachdem jeder seine obligatorischen Fotos im Kasten hatte, war der Wille noch länger als unbedingt nötig im Schneeregen zu verweilen nicht besonders groß. Außerdem wollten wir zeitig weiter, um noch vor den berüchtigten China-Bussen am Lake Louise zu sein. Das Vorhaben geriet etwas ins Stocken, da ein Pärchen unsere Herde unplanmässig verlassen hatte. Es dauerte eine Weile bis die Gruppe wieder vollständig war und dann den nächsten See ansteuern konnte.
Der Parkplatz am Lake Louise war schon recht gut gefüllt. Aber auch hier und heute bekamen wir mit allen Mobilen ein freies Plätzchen. Nur wenige Fußmeter weiter lag der berühmte Lake Louise. Seine ganze Pracht konnte der See aber bei dem gegenwärtigen Schmuddelwetter leider nicht entfalten. Unser Guide Andreas hatte der Gruppe empfohlen, eine Wandertour vom See hoch zum Lake Agnes Tea House, einer kleinen Lodge, zu unternehmen. Bei schönem Wetter hätte er sicherlich mehr Fürsprecher gefunden aber für Dani und mich war an dieser Stelle klar, dass wir keine Lust auf eine weitere naß-kalte Regenwanderung hatten. Wir waren mit dieser Meinung nicht alleine und so teilte sich die Gruppe in Wanderwillige und Nicht-Wanderwillige auf. Als Alternative hatten wir beschlossen, zurück zum Campground zu fahren und nochmal Downtown Banff unsicher zu machen, was leckeres zu Essen, usw. Kurzum traten insgesamt 6 Leute den Rückzug an. Entsprechend machten wir uns mit 3 Campern auf den Weg zum Highway nach Banff als plötzlich die Stimme von Andreas aus unserem Funkgerät kam. Er schlug vor, anstatt über den schnöden Highway doch lieber über den schöneren Bow Valley Parkway nach Banff zu fahren und zwischendurch an einer Lodge zum Essen halt zu machen, zu der er jetzt in seiner „freien Zeit“ eh fahren würde. Zumindest wir 2 beherzigten seinen Rat und folgten ihm über den besagten Parkway. Die anderen bevorzugten weiterhin die direkte Banff-Variante und bogen auf den Highway ab. Auf dem Weg zur Lodge machten wir kurz Halt an der Morant’s Curve, einer berühmten Fotolocation Nahe der Bahnlinie. Ein Zug kam leider nicht vorbei. Wenig später erreichten wir dann das Baker Creek Mountain Resort, einer wundervoll angelegten Lodge-Anlage. Alle Lodges können zu einem recht sportlichen Preis angemietet werden, sind dafür aber auch mit liebevollen Details ausgestattet. In der Hauptlodge gibt es ein kleines Restaurant in dem man ganz fantastisch Essen kann. Die Burger kann ich jetzt persönlich empfehlen.
Nach dieser Stärkung zur Mittagszeit ging es noch ein wenig weiter den Bow Valley Parkway entlang, immer auch auf der Suche nach wilden Tieren am Straßenrand. Unser Guide führte uns zu einem ganz besonderen Fotoerlebnis. An einer Brücke über dem Bow River hielten wir, packten unsere Fotoausrüstung und stiefelten runter zum Fluß. Die folgenden Minuten standen unter dem Motto: „Auf der Suche nach dem Osprey.“ Osprey ist der engl. Begriff für Fischadler und nach diesem hielten wir nun Ausschau. Sein Horst thronte deutlich sichtbar auf einem der Brückenarme. Wie Andreas uns erklärte, wird dieses Nest bereits seit Generationen genutzt und er selber kommt immer wieder hierhin, um die Adler zu beobachten. Auch wir hatten Glück. In einem nahegelegenen Baum saß dieses prachtvolle Tier und ließ sich von mir in aller Ruhe ablichten. Bis ihm unsere Anwesenheit dann doch zu bunt wurde, er seine Flügel ausbreitete und majestätisch davonflog. Nach diesem Highlight trennten sich unsere Wege. Wir fuhren weiter auf dem Parkway Richtung Banff und Andreas fuhr zurück, um die Wandergruppe wieder in Empfang zu nehmen.
Auf dem Campground angekommen, konnten wir zunächst unseren Stellplatz tauschen. Andreas hatte dafür gesorgt, dass wir zum Abschluss nochmal alle nah beisammen stehen konnten. Für das geplante Abschlussgrillen am Abend im Shelter auch logistisch eine gute Sache. Wir nahmen den nächsten Bus runter in die Stadt und wurden zur Abwechslung vom Wetter mal positiv überrascht. Regen ade – Sonne ole! Wir nutzten die Gunst der Stunde für einen verlängerten Marsch bis zum Fairmont Banff Springs Luxushotel. Auf dem Rückweg machten wir kurz am Bow River halt und erreichten anschließend wieder die Banff Avenue. Wir gönnten uns hier einen fantastischen Frozen Joghurt in einem ganz unscheinbaren kleinen Laden. Die Becher konnte man dort selber mit allen nur möglichen Joghurt-Geschmacksrichtungen füllen und mit diversen Toppings bestreuen. Am Ende stand dafür auch ein guter Wert auf der Kassenanzeige. Egal.Urlaub! Und da man auf einem Bein bekanntlich schlecht stehen kann, gab’s kurz darauf im Starbucks das zweite Standbein in Form von Kaffee bzw. Frappuccino dazu. Ja, es könnte schlechter gehen…
Am frühen Abend waren wir zurück am Campground und bereiteten schon mal den Shelter für’s Abschlussgrillen vor. Von der Wandertruppe inkl. Andreas war noch niemand zu sehen. Aber das Feuer im Ofen brannte, Alkohol stand auch noch ausreichend zur Verfügung und so startete der Abend zunächst im kleinen Kreis. Erst nach 21h trudelten die Tea-House-Wanderer ein. Sie hatten nach Lake Louise noch das gleiche Programm abgespult, wie Andreas zuvor mit uns alleine. Also Halt an der Morant’s Curve, Essen in der Baker Creek Lodge und Fotostopp am Bow River zwecks Adlershooting. Klar, das alles nahm natürlich Zeit in Anspruch.
Als dann alle beisammen saßen präsentierte uns Andreas am Laptop eine Fotoshow seiner während der Reise geschossenen Bilder. Angefangen in Vancouver bis zum heutigen Abend. Grandios! Diesem emotionalen Hoch folgte kurz darauf bei vielen die ernüchternde Gewissheit, dass unser Urlaub sich unaufhaltsam dem Ende näherte. Noch einmal Schlafen im Camper, noch einmal Aufwachen im Camper und dann stand nur noch Calgary zwischen uns und dem Rückflug nach Good Old Germany. Also galt es die verbleibende Zeit ausgiebig zu nutzen. Für heute Abend bedeutete das zunächst, unnötige Vorräte zu vernichten. Prost!
Und dann brach sie an, unsere letzte Nacht im Camper. Ein komisches Gefühl machte sich breit. Oder lag es nur an den vernichteten Vorräten!? Bestimmt nicht!
Gute Nacht, Banff!