Den 2. kompletten Tag in Banff hatten wir als Ausflugstag auserkoren. Der bekannte Lake Louise stand heute auf dem Plan. Direkt nach dem Frühstück ging’s los. Die Fahrt über den Highway 1 dauerte eine gute Dreiviertelstunde und war leider von etwas Regen begleitet. Direkt nach der Highway-Abfahrt in Lake Louise bot sich uns ein bereits erwartetes Bild. Wir hatten über die diversen Medien schon mitbekommen, dass die Stadt um den See in diesem Sommer mit dem extremen Besucherandrang zu kämpfen hatte. Dafür wurden überall „Streckenposten“ aufgestellt, die den Ansturm regelt sollten. So früh am Tag war allerdings noch keine Regelung notwendig, wobei wir schon überrascht waren, wie voll der Parkplatz bereits am frühen Vormittag war. Kanada boomt! Wir schnappten uns unsere Rucksäcke und machten uns die ersten paar Fußmeter auf zum See. Die Situation am Ufer war belustigend und irgendwie verstörend zugleich. Diese Massen von Menschen, die teilweise nur damit beschäftigt waren, dass perfekte Foto von sich und dem See zu schießen. Allen voran die Selfie-Stick-Armada aus dem Land der aufgehenden Sonne. Dieses Schauspiel konnten und wollten wir nicht lange mitansehen. Wir verließen diesen Ort des Selfie-Schreckens und machten uns auf den Weg über den angrenzenden Wanderweg das Lake Agnes Teahouse zu besuchen. Natürlich waren wir auch hier nicht allein unterwegs aber die Anzahl der Wanderwilligen blieb überschaubar. Der Weg ging stetig bergauf und schon bald konnten wir unsere Jacken in den Rucksäcken verstauen. Insgesamt schlängelte sich der Weg auf einer Länge von ca. 4km rund 400 Höhenmeter nach oben. Ein paar kurzen Foto- und Trinkstops zwischendurch folgte eine kleine Etappenpause am Mirror Lake. Nach etwas über 1 Stunde kamen wir dann am Agnes Lake bzw. dem gleichnamigen Teahouse an. Es war im Haus und auf der schmalen Terrasse drumherum bereits gut gefüllt. Auf der Suche nach einem freien Platz hörten wir plötzlich ein nettes „Ihr könnt euch gerne hierher setzen.“. Ein junger Mann, Deutscher ganz offensichtlich, hatte unsere Platzsuche mitbekommen und seine am Tisch noch verfügbaren Plätze angeboten. Da sagten wir natürlich artig Danke und setzten uns zu ihm. Vom Sitzplatz aus hatten wir einen schönen Blick auf den See. Wir orderten im Haus eine heiße Schokolade und erfuhren dann im Gespräch von Sebastian, so hieß der junge Mann, dass er auf einer Weltreise war. Viele Länder hatte er schon besucht, teilweise auch dort gearbeitet und nun also Kanada. Es war spannend ihm zuzuhören. Er musste dann aber auch irgendwann weiter und wir nahmen sein Mantra auf und boten unsererseits seinen freigewordenen Platz einem Pärchen an. Wie wir wenig später an der Sprache gut heraushören konnten, waren es Dänen. Die Sprache war uns wohlbekannt, denn mind. 20 Jahre lang hatten wir in Dänemark regelmäßig Urlaub gemacht. Auch mit Ihnen kamen wir ins Gespräch, denn sie waren auch der englischen Sprache mächtig. Es hat sich einfach als vorteilhaft erwiesen, wenn man auf dem amerikanischen Kontinent unterwegs ist. Nach ein wenig Smalltalk waren wir es dann, die sich entschlossen, aufzubrechen, um den Abstieg in Angriff zu nehmen. Natürlich nicht, ohne vorher noch ein paar Fotos vom See zu machen.
Der Weg zurück zum Parkplatz am Lake Louise ging bergab natürlich etwas schneller, so dass wir gute 45 Minuten später wieder unseren Camper erreichten. Die Situation rund um den See war inzwischen natürlich noch skurriler geworden, so viele Menschen drängten sich an den Uferbereich. Nichts wie weg! Gott sei Dank regelten jetzt Parkplatzsheriffs den Verkehr, so dass wir relativ problemlos den Rückweg einschlagen konnten. Auf den Zubringerstraßen war inzwischen das Chaos ausgebrochen. Auto an Auto reihte sich entlang der Straße. Die Zufahrt zum nahegelegenen Moraine Lake war sogar komplett gesperrt worden. Überall sprangen Fußgänger umher, so dass man richtig aufpassen musste, nicht noch ungewollt eine neue Kühlerfigur zu bekommen. Es ging für uns dann zügig raus aus dem Gefahrenbereich und wenig später fuhren wir auch schon auf dem Bow Valley Parkway zurück Richtung Banff. Die Fahrt über den Parkway hatten wir schon im letzten Jahr genossen, genauso wie den damit verbundenen Mittags-Burger-Stop in der Baker Creek Lodge und dem anschließenden Fotostop an der Brücke über den Bow River bei Castle Junction. Die dort lebenden und nistenden Fischadler konnte ich auch diesmal gut vor die Linse bekommen, eher sie sich gesammelt an den Waldrand in sicherer Entfernung zurückzogen. Ich sattelte von Super-Tele auf Super-Weitwinkel um und konnte so noch ein paar Landschaftsaufnahmen vom Castle Mountain machen, der die Szenerie an Ort und Stelle überragt.
Am Nachmittag erreichten wir dann wieder Banff und ließen unsere Tour bei einem Kaffee im Starbucks ausklingen. Anschließend konnten wir noch ein paar Souvenirkäufe unter Dach und Fach bringen ehe es wieder zurück zum Campground und unter die wohlverdiente Dusche ging. Für den Abend hatte ich mir noch einen Fotospot ausgesucht, den wir vorher noch nicht besucht hatten. Die Vermillion Lakes waren uns schon im letzten Jahr als super Spot empfohlen worden. Von den Seen aus hat man einen super Blick auf den markanten Mount Rundle und die Sonne geht zu dieser Jahreszeit auch direkt hinter den Bergen unter. Wir hatten nur ein paar Schwierigkeiten einen fotogenen Platz zu finden. Die Uferregion der Seen waren nämlich ziemlich ausgetrocknet und gaben so kein wirklich schönes Bild ab. Auf einem Steg versuchten wir unser Glück. Nach nur wenigen Aufnahmen brachen wir an Ort und Stelle ab. Wir steuerten kurzentschlossen nochmal den Two Jack Lake an. Dort gefiel es uns irgendwie besser. Wir suchten nach neuen Motiven und Blickwinkeln da wir uns schon am Abend zuvor hier ausgetobt hatten und nicht mit den gleichen Bildern „nach Hause“ kommen wollten. Nach einer guten Stunde war die Sonne komplett verschwunden und die Dämmerung läutete den Abend ein. Zurück am Campground wurden noch die Fotos des Tages gesichtet und anschließend hieß es „Licht aus! Schlafen.“. Gute Nacht, Banff!