Da war er also. Der letzte Tag on Tour. Zum Abschied aus Banff verwöhnte uns Mutter-Natur mit einem fantastischen Sonnenaufgang. Wir waren gerade dabei den morgendlichen Frühstücksabwasch zu machen, als das Schauspiel begann. Krasse Farben am Himmel garniert mit ein wenig Frühnebel. Dani befahl mir quasi das Trockentuch sofort fallen zu lassen und stattdessen mit der Kamera alles festzuhalten. Da ließ ich mich natürlich nicht zweimal bitten. So gerne trocknete ich dann doch nicht ab.
Gegen 9 Uhr war bei allen die Abfahrbereitschaft hergestellt. Auch bei unserem Guide, der ausgerechnet an diesem farbenfrohen Morgen nicht pünktlich aus den Federn kam und somit auch den Sonnenaufgang verpasste. Aber dafür führte er seine Truppe jetzt um so ausgeschlafener an und zwar zunächst wieder zum Two Jack Lake. Es gab dort für uns ein zweites Frühstück, für andere Teilnehmer ein ausgiebiges erstes.
Die Zeit bis zur letzten Abfahrt stand zur freien Verfügung. Unser Guide Andreas versicherte uns, dass wir bei Rückgabe der Wohnmobile genügend Zeit haben würden, um unsere Koffer zu packen. Dennoch zogen es viele in der Gruppe vor, bereits an Ort und Stelle ihre Sachen zu verstauen. Wir nutzten dagegen die Zeit für einen kurzen Gang entlang des Two Jack Lake. Aber irgendwie wurde uns dabei klar, dass wir jetzt wirklich ganz dicht vor dem Ende unserer Reise standen. In wenigen Stunden würden wir zum letzten mal unser liebgewonnenes Zuhause auf 4 Rädern besteigen und zur Endstation nach Calgary fahren. Ja, es lag Wehmut in der Luft. Aber nicht zu knapp. Wir fühlten uns auf jeden Fall komisch und wussten auch mit unserer restlichen freien Zeit irgendwie nicht viel anzufangen. Man hatte das Gefühl jeder warteten jetzt auf den Startschuss zum Finale. Bevor es dann losging, versuchten alle noch ihre überzähligen Lebensmittelvorräte loszuwerden und deckten unseren Guide damit ein. Damit war er für die nächsten Tage versorgt, denn für ihn ging es ja nicht wie für uns nach Hause sondern er würde quasi in Calgary auf dem Absatz kehrt machen und mit einer 2. Reisegruppe den Weg zurück zu unserem Ausgangspunkt nach Vancouver einschlagen. Der Glückliche!
Der Konvoi fädelte sich auf dem Highway 1 in Richtung Calgary ein. Vorbei an Canmore und Kananaskis verließen wir die Rockies und tauchten wieder in die Prärie Albertas ein, dir wir bereits auf unseren Touren im Zusammenhang mit dem Waterton Lakes Nationalpark kennengelernt hatten. Nach knapp 2 Stunden Fahrt erreichten wir Calgary. Der Verkehr nahm kurz vorher merklich zu und alle im Konvoi mussten konzentriert bleiben, um bei den anstehenden Highway-Wechseln richtig abzubiegen und nicht den Anschluß zu verlieren. Aber unsere eingespielte Kolonne nahm auch diese letzte Hürde ohne Probleme. Wir erreichten gegen 13 Uhr den Parkplatz von CanaDream und parkten unsere Fahrzeuge. Für uns stand jetzt das Kofferpacken auf dem Programm. Zeit genug sollte dafür ja sein. Aber bereits 2 Minuten später stand schon eine Dame vom Verleiher auf der Matte, um mit uns die Fahrzeugübergabe zu machen. Sie beließ es aber zunächst bei der äußeren Begutachtung und der Übernahme der Fahrzeugdaten. Nur die Mappe mit den Fahrzeugpapieren wollte sie schonmal von uns haben. Ja, mmmh, wo war die noch gleich? Ich hatte das gute Stück nur einmal gesehen in den letzten 2 Wochen. Und zwar bei der Übernahme des Campers in Vancouver. Irgendwo wurde es bestimmt sorgfältig und sicher von uns verstaut… aber wo? Dani packte weiter Koffer, ich durchforstete alle zur Verfügung stehenden Schränke und Ablagefächer. Die Mappe war nicht aufzufinden. Verdammte Axt! Ich durchkämmte den Wagen zweimal, aber die Mappe blieb verschwunden. Schwitz! Irgendwo musste sie doch sein…
Gott sei Dank habe ich eine Frau mit elefantengleichem Gedächtnis an meiner Seite. Dani fiel plötzlich wieder ein, wo wir das Ding verstaut hatten: Es lag ordentlich einsortiert bei unseren Reiseunterlagen. Dieser Hefter war mir zwar beim Suchen in die Finger gekommen, aber durchsucht hatte ich ihn nicht. Schwein gehabt!
Nach der kurzen Aufregung konnte ich dann meine Frau auch weiter beim Packen unterstützen. Nur wenig später bekamen wir aber erneut Besuch von einem Verleih-Angestellten. Er wollte aber nur mal so gucken, ob bei uns alles in Ordnung war und uns darauf hinweisen, dass unsere Lüftungsklappe am Dach noch geöffnet war. Kein Wunder. In Calgary war es mit über 20 Grad nahezu heiß im Vergleich zu unseren letzten Aufenthaltsorten in den Rockies. Und die Luft im geparkten Camper unter Kofferpackstress war alles andere als gut.
Um uns herum verließen die meisten Gruppenmitglieder bereits mit gepackten Koffern ihre Camper und begaben sich zum Auschecken ins Gebäude. Klar, die hatten ja auch das meiste schon am Two Jack Lake gepackt. Von „Fertig!“ waren wir aber noch ein gutes Stück entfernt. Wir ließen uns aber nicht aus der Ruhe bringen und packten fleißig weiter, bis auch die letzte Kleinigkeit den Weg in unsere Koffer und Taschen gefunden hatte. Alle Kleinigkeiten? Nein, ein zu Beginn im Supermarkt von Langley erworbenes Küchenmesser (Sauscharf! Am eigenen Finger getestet.) verblieb von uns unbeachtet in der Besteckschublade. Der Nachmieter wird sich gefreut haben.
Die Übergabe und Abmeldung bei CanaDream lief zügig und problemlos. Zumindest für uns. Unser Guide und 2 andere Teilnehmer hatten auf grund der während der Tour erlittenen Fahrzeugschäden (Lüftungsklappen, Stoßstange) noch ein paar Diskussionsrunden mit dem Vermieter. Kurze Zeit später saßen wir dann aber schon in einem Shuttlebus, der uns zum Hotel nahe des Flughafens brachte. Wie in Vancouver waren wir in einem Hotel der SANDMAN-Gruppe untergebracht. Unser Guide empfing uns bereits in der Lobby und verteilte die Zimmereintrittskarten. Wir zogen uns zurück. Dass man mit Hilfe der Zimmerkarten auch den Fahrstuhl zur Etagen-Fahrt überreden konnte, wussten wir ja nun seit Vancouver. Das Zimmer war auch ganz ähnlich eingerichtet und hatte neben zwei riesigen Queen-Size-Betten und einem Flat-TV auch ein großes Bad mit Wanne und Dusche zu bieten. Willkommen zurück in der Welt der luxuriösen Annehmlichkeiten. Nach 2 Wochen Camping wusste man diese aber auch wieder zu schätzen. Obwohl es uns ja wahrlich nicht schlecht ergangen war in der ganzen Zeit. Aber die heiße Dusche im Hotel tat trotzdem einfach nur gut!
Das abendliche Abschlußessen fand im benachbarten CHOP Steakhouse statt. Ein stylischer Laden mit Sportsbar-Charakter und einheitlich bekleideten Bedienungen. Hier war vom Management das „kleine Schwarze“ befohlen. Kann man so machen…. Einziger Wehrmutstropfen war, dass unsere Gruppe an einem langen Tisch plaziert und so ziemlich weit auseinandergezogen wurde. Es wurde trotzdem ein schöner Abend und nicht selten hörte man ein „Weißt du noch, vor ein paar Tagen, …“ in den Gesprächsrunden. Zum Abschluss des Abends versammelten wir uns in der Lobby des Hotels und rückten unseren Guide Andreas in den Mittelpunkt. Wir wollten ihm für die vergangenen Tage einfach mal anständig DANKE! sagen. Daraufhin lud er uns spontan an seinen Camper zu einem Abschlußumtrunk ein. Er reichte uns die Getränkedosen mit Bier, Wasser oder auch Ginger-Ale aus seinem Mobil-Kühlschrank an. Wir blieben noch eine Weile vor dem Hotel bis die letzte Dose geleert war und verabschiedeten uns dann zur letzten Nacht. Schon Morgen sollte es nach Hause gehen. Kinder, wie die Zeit vergeht…. Gute Nacht, Calgary!
Andreas Kossmann 29. Mai 2016 — Autor der Seiten
Hallo Michael!
Das freut mich natürlich sehr. 🙂
Dann wünsche ich euch ein fantastischen Urlaub mit vielen tollen Eindrücken.
Michael Romano 29. Mai 2016
Hallo Andreas,
mit großem Interesse las deinen Kanadabericht. Wir werden am 8. Juni für 3 Wochen mit dem Camper dort unterwegs sein und einige von dir beschriebene Orte sehen. Deine Bilder sind richtig inspirierend. Ich bin über die Facebook Gruppe CanadaCamper auf dich gekommen. Deine Posts sind also erfolgreich. Ich bin Hobbyfotograf und habe mir das ein oder andere aus deinen Berichten als Tipp gemerkt.
Viele Grüße
Michael